Nachhaltige Methanolproduktion aus Biomasse und erneuerbarem Strom: Start des Forschungsprojektes MeOH-RES

21. Oktober 2025

Mit dem Start des Projekts MeOH-RES unter Leitung des HI ERN wird ein erster Schritt hin zu nachhaltiger Methanolproduktion gemacht. Methanol, eine der weltweit wichtigsten Chemikalien und Energieträger, wird bisher überwiegend aus fossilen Rohstoffen gewonnen. Ziel des Projekts ist die klimaneutrale Herstellung aus biogenen Reststoffen und erneuerbarem Strom.

Methanol zählt mit einer Jahresproduktion von über 100 Millionen Tonnen zu den weltweit wichtigsten Plattformchemikalien und Energieträgern. Bislang wird Methanol aus fossilen Rohstoffen wie Erdgas, Kohle oder Erdöl gewonnen. Die Umstellung auf klimaneutrale Herstellungsverfahren gilt daher als zentraler Baustein für die Transformation der chemischen Industrie und der Energiebereitstellung.

Mit dem Start des Projektes MeOH-RES hat unter Federführung des Helmholtz-Institutes Erlangen-Nürnberg für Erneuerbare Energien (HI ERN) gemeinsam mit Forschungspartnern ein neues Demonstrationsprojekt zur nachhaltigen Methanolproduktion aus Biomasse und erneuerbaren Energien begonnen.

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Mit MeOH-Res zeigen wir, wie biogene Reststoffe effizient und dezentral genutzt werden können, um umweltfreundliche Energieträger herzustellen. Damit leisten wir einen Beitrag zu einer nachhaltigen Energieversorgung – einfach, umweltfreundlich und ohne lange Transportwege.

Dr. Michael Geißelbrecht, Abteilungsleiter am HI ERN

OxFA-Prozess: Umwandlung von Biomasse zu Ameisensäure

Das Verfahren basiert auf dem sogenannten OxFA-Prozess (englisch: Oxidation of Biomass to Formic Acid), welcher an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) entwickelt und am HI ERN bereits in vorherigen Forschungsprojekten untersucht wurde. Die Kommerzialisierung wird durch die Firma OxFA GmbH in Scheßlitz nahe Bamberg angestrebt. Biogene Reststoffe aus Land- und Forstwirtschaft werden dabei unter milden Bedingungen selektiv zu Ameisensäure oxidiert. Ameisensäure ist ein natürlicher Stoff, der in Pflanzen, Insekten und Lebensmitteln vorkommt und als vielseitiger chemischer Baustein dient. Besonders relevant ist ihre Rolle als stabile Zwischenstufe für die Synthese flüssiger Energieträger wie Methylformiat und Methanol. Eine wässrige Lösung von Ameisensäure dient als Ausgangsstoff für zahlreiche chemische Produkte.

Effizienzsteigerung durch Methanol-Zusatz

Wird dem Prozess Methanol als Additiv zugegeben, reagiert die gebildete Ameisensäure zu Methylformiat. Dieser Prozessschritt unterdrückt die CO2-Bildung nahezu vollständig und steigert so die Effizienz des Prozesses. Methylformiat ist bei Umgebungsbedingungen flüssig, leicht sowie kostengünstig lagerbar und kann in einem weiteren Schritt zu zwei Molekülen Methanol hydriert werden. Das erzeugte Methanol wird teilweise innerhalb des Prozesses im Kreis geführt und teilweise als Produkt zur energetischen Nutzung bereitgestellt.

Dezentrale Anwendung und Nutzung erneuerbarer Energie

Die milden Prozessbedingungen ermöglichen eine dezentrale Verwertung biogener Reststoffe. Der für die Hydrierung benötigte grüne Wasserstoff wird von einem Elektrolyseur bereitgestellt, der flexibel betrieben werden soll. Das große Potenzial dieses neuen Konzeptes liegt in der Bildung von Methylformiat als stabilem Zwischenprodukt: Dieses kann bei Verfügbarkeit von regenerativem Strom zu Methanol umgesetzt oder bei Strommangel kostengünstig gespeichert werden.

Qualifizierung des Methanols

Im Rahmen des Projektes wird das produzierte Methanol analysiert und nach den Reinheitsanforderungen der International Methanol Producers and Consumers Association (IMPCA) qualifiziert, um Beeinträchtigungen durch biogene Reststoffe auszuschließen. Hierfür steht mit der ASG Analytik-Service AG ein leistungsstarker und erfahrener Projektpartner zur Verfügung.

Projekthintergrund

Gemeinsam haben Forschende des Lehrstuhls für Chemische Reaktionstechnik der FAU und des HI ERN ein Konzept zur nachhaltigen Methanolproduktion aus biogenen Reststoffen und erneuerbarem Strom entwickelt. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Journal „Green Chemistry“ veröffentlicht und sollen nun im Projekt MeOH-Res in die Praxis umgesetzt werden.

Förderung und Laufzeit

Das Projekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie bis Mitte 2028 gefördert.

Projektpartner

Neben dem HI ERN sind die OxFA GmbH und die ASG Analytik-Service AG beteiligt. Die Freudenberg Gruppe mit ihrem Geschäftsbereich e-Power Systems fungiert als assoziierter Partner:

OxFA GmbH
ASG Analytik-Service AG
Freudenberg e-Power Systems

Weitere Informationen

Nachhaltigkeit: Neue Wege zu Methanol aus Strom und Biomasse” (Meldung der FAU vom 8. September 2025)

Original-Publikation

Methanol production in a sustainable, mild and competitive process: concept launch and analysis
Phillip Nathrath, Fabian Kroll, David Karmann, Michael Geißelbrecht and Patrick Schühle, Green Chem., 2025, 27, 9268
https://doi.org/10.1039/D5GC01307K

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Letzte Änderung: 21.10.2025